Montage Aussenkamera und allgemeine Tipps

Aussen montierte Kameras können Einbrecher abschrecken, und bieten dem Besitzer mehr als nur eine gefühlte Sicherheit. Nicht nur bei Abwesenheit, sondern auch wenn man (z.B. alleine) zuhause ist.

Das Thema Überwachungskamera ist nicht hoch komplex, aber auch nicht ganz so einfach.
Im Vorfeld sind einige Überlegungen zu machen:
Welcher Kameratyp (Bauform), welcher Hersteller, wie und wo montieren, welche Anbindung (Kabel oder WLAN), (wo) möchte man die Bilder und Videos speichern, soll auch Zugriff von Unterwegs auf die Kameras und Aufnahmen möglich sein, …

Anschlussart (LAN/WLAN):

Bei einem Neubau (oder Renovierungen) bietet es sich an, kabelgebundene Kameras zu installieren und zu verwenden.
Eine LAN-Verbindung ist immer zuverlässiger und stabiler als Anbindung der Kameras über Funk (WLAN). Bei WLAN Kameras bleibt das Problem der Stromversorgung, so dass hier doch wieder ein (Strom oder USB-) Kabel notwendig wird. Wobei es hier auch funktionierende Akku-Lösungen mit kleinen Solarpanels gibt (bei freier Sicht zum Himmel). Beispiel: Reolink-Kamera

Nutzt man LAN-Kabel zur Anbindung, bietet es sich an, Kameras zu verwenden, welche die sogenannte POE-Technik (Power Over Ethernet) unterstützen. Hier kommt die zur Versorgung der Kamera notwendige Spannung direkt mit über das „normale“ LAN Kabel. Der genutzte Router (dieser muss zwingend auch POE an diesen Ports unterstützen!) liefert dann den notwendigen Strom. Beispiel: Netgear GS308EP


Kamera Ausführung (Bauart):

Grob gesagt gibt es vier Bauvarianten, wie Überwachungskameras in der Regel angeboten und von der äußerren Form her unterteilt werden:

  • Bullet-Kamera: Form wie eine Patronenkugel
  • Dome-Kamera: meistens dreh- und schwenkbar ausgeführt (PTZ), unter einer Kuppel
  • Turret/Eyeball: Kompakt, halbrund
  • Fisheye Kamera: 180° Sichtbereich, Deckenmontage-Raumüberwachung
Bullett
Dome
Turrett
Fisheye

Die Überwachungskamera gibt es meistens mit den Brennweiten 2.8mm und 3.6mm; je kleiner der Wert, destor größer ist der Bildwinkel (bei gleicher Entfernung sieht man also mehr).
Vor der Montage an der Hauswand muss bzw. sollte man kontrollieren, ob beim gewählten Montageort der Bildwinkel zu den persönlichen Anforderungen „passt“.
Zum groben berechnen der notwendigen Montagehöhe an einer Hauswand habe ich hier einen kleinen Rechner erstellt:
Überwachungskamera – Hilfe bei der Positionierung

Hat man sich für eine Bauart der Kamera und einen Hersteller entschieden (wir nutzen Dahua Kameras, Turrett-Form), hatte ich bei uns auf der Baustelle das Problem:
Wie finde ich im Technikraum das LAN Kabel der Kameras? Die Kabel sind zwar am Ende mit einem Stift beschriftet, aber das Kabel mit all den anderen Kabeln (SAT und LAN, ingesamt über 20 Stück) zusammengerollt und mit Klebeband rundum verklebt und umwickelt. Und somit ist die Beschriftung fast nie zu erkennen 🙁

==>

Cable-Tracker

Cable Tracker / Kabel sucher:

Von anderen „Projekten“ hatte ich noch einen sogenannten „Cable Tracker„. Diese speisen (mit einem „Sender“) eine Art hochfrequentes Audiosignal in ein Kabel, und mit der Such-Spitze des „Empfängers“ findet man dieses Signal im Kabel wieder:
Bei nicht abgeschirmten Kabeln funktioniert dies auch durch die Kabelisolierung und bis auf 20cm Entfernung!
Bei abgeschirmten Kabeln (wie bei LAN-Kabeln) funktioniert dies nicht. Aber hier genügt es dann, die Spitze des Empfängers in das Kabelende zu „stecken“ um zu prüfen, ob hier das gesuchte Signal ankommt oder nicht. Ein elektrischer Kontakt zur gesuchten Ader ist nicht notwendig. Genial!


RJ45 DIJ Stecker

RJ45 Netwerkstecker zur Selbstmontage:

Bei LAN Verkabelung im Neubau liegt Aussen dann zumeist „nur“ das reine LAN-Kabel vor, ohne den notwendigen RJ45 Stecker. Dieser zum Anschließen ein Netzwerk-Kamera notwendige LAN Stecker muss dann noch montiert werden.
Es gibt einige RJ45 Stecker zum selber montieren, welche auch als „Werkzeuglos“ beworben werden: Hier benötigt man dann kein sogenanntes LSA-Anlegewerkzeug..
Diese Netzwerkstecker empfand ich persönlich als am einfachsten zu belegen und auch zu montieren.
Vorteil bei diesem Steckermodell ist auch, dass man auf den (schwarzen) „Knickschutz“ am Ende verzichten kann und somit die gesamte LAN-Buchse keine 50mm lang ist. Bei engen Gehäusen ist dies oft Vorteilhaft.


Entmanteler

Abisolierer / Entmanteler:

Und um schnell und sicher LAN (oder auch SAT und Strom-Kabel) zu entmanteln, kann ich einen sogenannten „Entmanteler“ empfehlen. Keine Gefahr mehr, die Adern beim entmanteln zu verletzen.
Diesen von Jokari nutze ich seit längerem hierfür:
Kabel einlegen, eine Viertel Drehung, und schon läßt sich der Mantel einfach und sauber abziehen.
Äußerst praktisch und nützlich !


LAN Kabeltester

Netzwerk-Tester / RJ45 Kabeltester:

Zur abschließenden Prüfung, ob alle (acht) Adern richtig und korrekt angeschlossen sind und ob auch wirklich ein Kontakt besteht, gibt es sogenannte „Netzwerk Kabel-Prüfer“.
Bei den meisten müssen dann beide Kabelenden am gleichen Gerät eingesteckt werden, was bei einem Aussen liegenden LAN Anschluß nicht funktioniert (das andere Kabelende befindet sich ja im Technikraum …)
Auf der Suche nach einer Lösung hab ich diesen Kabeltester gefunden:
Ein Teil des Testers läßt sich vom eigentlichen Gerät abtrennen und somit einfach aussen (z.B. an der Hauswand) an den montierten RJ45-Stecker einstecken!

Externes Teil


Das eigentliche Prüfgerät prüft nach Tastendruck dann zuverlässig den Kontakt aller acht Adern.
Jede Adernvertauschung oder Kontaktfehler wird angezeigt.


Vorsicht: Hat man alle 8 Kabel sauber „falsch herum“ angeschlossen (Pin 1 auf 8, Pin 2 auf 7, …) , zeigt es an, das alle acht Adern Verbindung haben, aber es leuchtet dann die gelbe LED (ansatt der blauen LED) auf mit dem (wichtigen!) Hinweis: „Cross Connect“.
Ist alles richtig verbunden, leuchten die acht roten LED’s der Einzelnen Adern und die blaue LED mit „Connect“ auf!

Zwei Adern fehlerhaft,
Rest Cross-Connected! (GELB)
2 Adern fehlerhaft.
Rest korrekt (BLAU)
Alles richtig!
8 x rot und BLAUE LED

Tipp:
Zum schnellen testen von LAN Kabel ohne einen richtigen Stecker oder Buchse montieren zu müssen empfehle ich solche „RJ45 auf Terminal-Block“ Adapter.


Dübel für Hausputz / Dämmstoffdübel:

Fischer Dämmstofdübel

Und um die Kamera an der typischerweise verputzen Hausfassade zu montieren, benötigt man zumindest bei dieser Montageart spezielle Dübel. Diese müssen im „weichen“ Putz halt finden und sollten auch keine Wärmebrücke bilden.
Es gibt von Fischer sogenannte Dämmstoffdübel. Diese sind recht groß (ich bin etwas erschrocken als ich meine Lieferung erhielt), aber diese drehen sich sauber in den Putz ein und machen einen stabilen Eindruck. Die letzen 3mm habe ich vor dem endgültigen eindrehen noch mit Uhu Kleber einschmiert, und nach dem festdrehen auch noch den Übergang zwischen Putz und dem Dübel mit diesem Kleber abgedichtet.
Reingedreht wird dieser Dübel händig mit einem T6 Torx Schraubendreher.


Diese Dübel gibts auch im Baumarkt, ca. 6 Euro für 4 Stück (Stückpreis 1,50€, im 50er Pack reduziert sich der Stückpreis auf 50 Cent).
Normale „Gipskartondübel“ oder Standard-Dübel sind für Aussenputz am Haus nicht geeignet!
Nutzen kann man diese Dämmstoffdübel ja dann auch zum Befestigen eines Briefkastens oder zur Montage von Wandlampen im Aussenputz.


Dahua Anschlussdose

Anschlußdose für Aussenkameras:

Um die Kamera selbst nicht direkt an die Wand zu schrauben nutzen wir Anschlussdosen.
Ich habe Aussenanschlußdosen der Firma Dahua verbaut, diese sind recht hochwertig aus Metall gefertigt und besitzen auch noch zwei seitliche Ausgänge (falls man diese benötigt).
Es lassen sich an diese Anschlußdosen auch Kameras anderer Hersteller montieren, man muss nur den Lochabstand überprüfen.
Vorteil solcher Anschlußdosen ist, das man mehr Platz hat, um das LAN Kabel bzw. die Stecker unterzubringen. Auch muss man später beim Wechsel der Kamera (mit evtl. anderen Lochabständen) keine neuen Löcher in die Fassade bohren.
Auch wenn die Anschlußdose mit drei Schrauben befestigt werden kann, habe ich die Montage nur mit einer Schraube vorgenommen. Ein Loch in die nagelneue, verputzte und angestrichene Hauswand zu machen war Überwindung genug 😉


Speicherung und Zugriff auf Aufnahmen:

Sind die Kameras montiert und funktionieren prinzipiell (erreichbar über das Netzwerk), sind noch folgende Punkte zu klären:

  • Speichert man die Aufnahmen, wenn ja: Durchgehend oder nur bei Bewegungserkennung?
  • Wo speichert man die Aufnahmen, Lokal oder in der Cloud?
  • Welches Programm oder Tool nutzt man zur Speicherung bzw. als „Oberfläche“ für die montierten Kameras?

Meist wird eine bewegungsorientierte Speicherung ausreichend sein. Fast alle Programme bieten dort die Option an, auch einige Sekunden vor der erkannten Bewegung die Aufnahme beginnen zu lassen. Bietet das eingesetzte Programm auch die Festlegung von Bereichen an, die auf Bewegung überwacht werden sollen, sollte dies genutzt werden: Bereiche vom Wind bewegende Äste oder vorbeifahrende Autos können so von der Bewegungserkennung ausgeschlossen werden.

Oberfläche Surveillance Station

Beim Ort des Abspeichern gibt die Wahl zwischen:
Lokal auf dem (immer laufenden!) PC, einem speziellen NVR System, einem eigenen NAS oder in der Cloud (meist kostenpflichtig).
Vorteil einer Cloud Lösung: Zugriff von überall, auch von Unterwegs.
Nachteil einer Cloud Lösung: Die Daten liegen „woanders“ auf fremden Servern, und (meistens) kostenpflichtig.

VPN – Zugriff auf Kameras und (lokal gespeicherte Aufnahmen) von Unterwegs:

Über einen sogenannten „VPN -Tunnel“ erhält man auch von Unterwegs (verschlüselten) Zugriff auf das heimische Netzwerk incl. der dort befindlichen Kameras und dem NAS (mit den Aufnahmen).
Diese Variante selbst ist kostenlos und mittlerweile auch recht einfach umsetzbar. Sowohl auf den Routern (Bsp. Fritz!Box) als auch auf Handys und PC’s gibt es ab Werk die notwendigen VPN-Einstellmöglichkeiten.

Ich selbst nutze zum speichern der Aufnahmen mein vorhandenes NAS und einen auf der Fritz!Box eingerichteten VPN Tunnel.
Als Überwachunssystem (Zentrale Oberfläche der Kameras zur Konfiguration usw.) nutze ich die Surveillance-Station von Synology, welche direkt auf dem vorhandenem NAS (bei mir eine DS218+ mit 2x 8TB) läuft.
Die Surveillance-Station Kamera-Software von Synology ist Semi-Professionell und trotzdem recht einfach zu bedienen; sie unterstützt nahezu jeden Kamerahersteller incl. vieler Modelle, und darüber hinaus den offenen ONVIF-Standard.
Zwei Kameralizenzen liegen jedem Synology-NAS bereits kostenlos bei. Die Software selbst ist auch kostenlos. Zusatzlizenzen kosten pro Kamera einmalig knapp 50€.
Im Prinzip ist die Surveillance-Station mit NAS auch ein „NVR“, nur das hier der Speicherplatz (vom NAS) weiterhin auch für andere Daten und System zur Verfügung steht.
Testweise habe ich kurz auch mal das Software-Tool von Dahua (Smart PSS) installiert und angeschaut, diese macht auch einen recht guten Eindruck.
Von Unterwegs greife ich (über VPN-Tunnel) seit Jahren mit der Android-App Tiny-Cam auf meine Kameras zu, um mir Live-Bilder anzuschauen.
Wer die Surveillance-Station einsetzt, kann auch über die (kostenlose) Synology App „DS-Cam“ auf die Kameras zugreifen, dann incl. Zugriff auf die gespeicherten Aufnahmen.

Puhh, das ist etwas mehr geworden als gedacht 😉


Und zum Abschluß noch zwei kurze, aber wichtige Anmerkungen

1.) Die Kameras dürfen nur das eigene Grundstück filmen.
Die Kameras müssen entsprechend so ausgerichtet werden, dass keine Nachbargrundstücke oder öffentliche Wege im Erfassungsbereich liegen.
Alterenativ kann das Verpixeln oder das Schwärzen von unerwünschten Bereichen ausreichend sein, wenn dieses unkenntlich machen unumkehrbar ist (also bereits in der Kamera statt findet).

2) Im Zugangsbereich des (eigenen) Grundstücks muss auf die vorhandene Videoüberwachung hingewiesen werden (Typischer Weise mit einem Aufkleber, Beispiel)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert